«Defi Wind Gruissan» gilt als das weltweit renommierteste und größte Windsurf-Rennen, das alljährlich in der Nähe von Gruissan stattfindet. In diesem Jahr nahmen rund 1400 Teilnehmerinnen daran teil. Der Start erfolgt spektakulär mit einem Speedboot, gefolgt von einer anspruchsvollen Strecke von etwa 40 km bei kräftigem Offshorewind. Das Rennen beginnt erst ab etwa 20 Knoten, um sicherzustellen, dass die PROs mit ihren 7.7 Segeln auch wirklich gefordert werden. 🙂
Alles in allem hier die Ranglisten von uns Dreien, und nein, wir waren nicht bei der Party – wir waren platt!
Aber zurück zum Anfang…
Der Einstieg in dieses Abenteuer begann vergleichsweise harmlos. Ein paar Nachrichten im Surfchat, und schon war die Anmeldung erledigt. Stephan Fels und Alexander Bänziger aus dem Raum St. Gallen waren ebenfalls dabei. Die Teilnahmegebühr war noch im vertretbaren Rahmen, etwa 200 Euro, aber wie sagt man so schön – man gönnt sich ja sonst nichts. Oder vielleicht doch? Der Kauf von gebrauchtem Slalommaterial bei Remo Diethelm erwies sich weitaus kostspieliger für die beiden Kameraden aus St. Gallen. Ich hatte das Glück das Slalommaterial von Stauffachers ausleihen zu dürfen, wofür ich sehr dankbar war. Mit einem Freestyleboard und 4.0 Segel wäre die Tour wohl eher zur Tortur geworden. 😀
Alex und Stephan zeigten sich in der Trainingsphase äußerst motiviert und nutzten jeden Sturm, um sich bestmöglich auf das Rennen vorzubereiten. Ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden, bei 6 Windstärken das Slalommaterial aufzubauen und über den Chop zu jagen. So stand ich eine Woche vor Rennbeginn mit den beiden in Gruissan etwas nervös am Strand. Dank Stephans Segelhänger konnten wir das gesamte Material (unglaublich viel davon!) bequem an vorderster Front deponieren. Die Idee, alles mit dem Fahrrad vom Apartment zum Hänger zu transportieren, hielt jedoch nur zwei Tage an. Abends mit dem Rad bei 6-8 Windstärken Gegenwind nach einem Tag Rennen war definitiv eine Nummer zu hoch. Selbst das Frühstücks-Spaghetti von Alex und mein Frühstücks-Porridge konnten uns da nicht mehr retten. Übrigens hat ein Selbstversuch gezeigt, dass Porridge etwas länger sättigt.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall, das Apartment sehr frühzeitig zu buchen und die Beschreibung genau zu lesen. In unserem Fall hätten wir beispielsweise die Bettwäsche selbst mitbringen müssen – angeblich ganz normal in Südfrankreich. Lassen wir das so stehen und kehren zurück zu unserer Trainingswoche.
Die Woche begann mit relativ milden Bedingungen von 25 Knoten und endete mit 40 Knoten. Anfangs machte das Ganze noch Spaß, mit den beiden Jungs die 10 km lange Strecke bis zur Boje runterzubrettern. Bei Offshorewind war das Wasser in Ufernähe spiegelglatt, und die 60 km/h waren schnell erreicht, wenn auch etwas beängstigend. Gegen Ende der Woche wurde der Wind immer stärker. Am Wochenende bei 40 Knoten gönnte ich mir dann einen Ruhetag, Stephan schrottete seine Gabel, und Alex scheuerte sich die Füße wund. An diesem Tag hatten auch die Winger (Stephan K. & Tobias K., das wäre doch was für euch) ihr erstes offizielles Rennen. Zum Glück mussten wir nicht!
Unser erster Wettkampftag rückte immer näher. Es wurde enger auf dem Wasser und am Strand. Nichts hätte uns auf den ersten Renntag vorbereiten können. 1400 Windsurferinnen beim Massenstart.
Für viele wurde die Windabdeckung zum Desaster. Ich konnte von meinen jahrelangen Dümpelsessions am Comersee profitieren und kam vergleichsweise gut durch die Schwupelzone. Ich hatte mich für das kleinere Segel entschieden – Überleben ist schließlich besser als aufgeben. Doch die Windabdeckung war auf der gesamten Strecke spürbar, und ich hatte Schwierigkeiten, die nötige Höhe zu fahren. Nach etwa 5 km musste ich sogar einen Gegenschlag bis zum Strand fahren. Das war unglaublich deprimierend, aber anderen ging es noch schlechter 🙂 Mit der Massenkarambolage an der ersten Boje wollte ich nichts zu tun haben und fuhr stattdessen 200 m extra.
Zurück auf Raumwindkurs war dann nichts für schwache «Nerven» oder eher «Beine». Wieder beim Start angekommen, hatte sich das Feld deutlich ausgedünnt. Die restliche Strecke absolviert man ohnehin wie in Trance. Die Zielstrecke mit dem Molenchop war jeweils das Schlimmste, und in jedem 2. Rennen hat es mich genau vor der Ziellinie ordentlich erwischt – schnell mal 50 Plätze Verlust. Slalommaterial ist zwar unglaublich druckstabil, aber den Druck muss man über 40 km auch halten können. 🙂
Die zweiten und dritten Rennen verliefen etwas besser und ich konzentrierte mich beim Start darauf, in Luv über die Startlinie zu kommen.
Mehr Bilder und ein schönes Video gibts auf der offiziellen Homepage von Defi Wind